Editorial
Bergbilder
Die Titelbilder der verschiedenen Ausgaben
des Manegger Bulletins sind immer
eine Augenweide, gut gemacht von einigen
Fotografinnen und Fotografen, gut ausgewählt
von Redaktor Hansruedi Rohrer.
Diese Bilder dokumentieren spezielle Momente
von Touren aus dem Angebot unserer
Sektion. Berge sind zu sehen, hin und
wieder Menschen auf Touren, gelegentlich
einzelne Tiere. Mindestens so eindrücklich
sind jeweils die Bilderserien, die als
Jahresrückblick am Maneggerabend gezeigt
werden.
Wenn ich mich an meine eigenen Bilder
von den Bergtagen dieses Sommers erinnere,
sind beispielsweise Ruinen von Alphütten
und Alpställen zu sehen.
In vielen Gegenden der Alpen wurde während
Jahrhunderten Wanderweidewirtschaft,
auch als Transhumanz bezeichnet,
praktiziert. Herdentiere wie Kühe, Schafe
oder Ziegen wurden während unterschiedlichen
Zeitabschnitten auf verschiedenen
Höhenstufen gehalten, die Menschen zogen
mit. Sie brauchten somit an mehreren
Orten Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten,
um Winterfutter bereitzustellen, um Käse,
Wolle, Fleisch und dergleichen zu produzieren.
Dazu gehörte auch der Transport
dieser Produkte über diverse Alpenpässe
Richtung Norden und Süden.
Transhumanz wird nur noch eher selten
angewandt – somit braucht es einige der
vor langer Zeit erstellten Bauten nicht
mehr, sie zerfallen. Immer noch sind sie
Erinnerungsstücke an das frühere Leben
und Wirtschaften in den Bergen, als Beitrag
zur Kultur des Alpengebietes zu verstehen.
Heute ist festzustellen, dass sich viele der
früher genutzten Weidegebiete zu eher
wilden Gegenden weiterentwickeln.
Auf einigen meiner Bilder sind Stauseen
und Windturbinen zu sehen. Dies führt zu
intensiven auch politischen Diskussionen
über die Nutzung des Alpenraums, gerade
auch zur Produktion von Strom aus erneuerbaren
Energien.
Regelmässig wird vorgeschlagen, zum
Beispiel Freiflächen-Solaranlagen an Orten
zu realisieren, die nicht gut einsehbar
sind. Offensichtlich wird hier der Lebensund
Erlebnisraum Alpen auf den menschlichen
Blick reduziert. Reicht es für die
Zukunft unserer Erde, dass es weiterhin
Augenweide-Titelbilder für unser Bulletin
geben kann?
Die Berge sind Lebensräume auch für
Wildtiere, Vögel, Insekten, Pflanzen und
Blumen. Es ist davon auszugehen, dass
Infrastrukturen, die von Menschen aus
Distanz nicht gut gesehen werden können,
Auswirkungen auf andere Lebewesen
haben (dies gilt wahrscheinlich auch für
die jetzt zu Ruinen gewordenen früheren
Alphütten und Alpställen).
Die Geschichte der Transhumanz dokumentiert
die dauernden Veränderungen
bei der Nutzung des Alpenraumes. Es wird
weiterhin derartige Veränderungen geben,
sicher auch beim Bergsport und beim
Bergerlebnis, und damit auch bei Betrieb
etwa der Badushütte.
Der SAC steht ein für Nutzen und Schützen.
Ein Zitat dazu: «Beim Bergsport erlebt
jeder die Natur und Landschaft unmittelbar.
Und das, was man kennt und
schätzt, das möchte man auch schützen».
Unsere Bilder zeigen häufig, was wir an
den Bergen kennen und schätzen. Hin
und wieder dürfte sich ein Detailblick lohnen,
manchmal sogar ein Lupenblick, um
noch genauer herauszufinden, wie umfassend
und vielfältig die Welt ist, die wir
kennen und schätzen. Dadurch wird uns
auch bewusst, was alles zu schützen ist, in
unserem eigenen Interesse, im Interesse
zukünftiger Generationen.
Die Bergbilder, die Augenweide-Titelbilder
des Manegger Bulletins können wir
somit durchaus verstehen als Motivation
für diesen umfassenden zukunftsgerichteten
Schutz.
Toni W. Püntener,
Präsident SAC Sektion Manegg
